Rustungsfabrik Goldfisch

Anfang März 1944 war das Flugmotorenwerk der Daimler Benz AG in Genshagen bei Berlin Ziel eines Bombenangriffs der Alliierten. Die Fabrik wurde dabei stark beschädigt und nur wenige Tage später fiel die Entscheidung, sie an einen anderen Ort zu verlegen. Ideale Voraussetzungen dafür fand man in einem Gipsstollen nahe Obrigheim (Baden) vor. Schon Mitte März wurden die ersten 500 Zwangsarbeiter aus Dachau hierhin überführt um die Mine auszubauen und die neuen Fabrikanlagen zu errichten.

Alle Produktionsstätten, die in bereits existierenden Minen eingerichtet wurden, erhielten Codenamen nach Fischarten. Die Fabrik bei Obrigheim wurde Goldfisch benannt.

Der Umzug von Maschinenpark und über 5000 Arbeitern und Technikern fand Anfang Mai 1944 statt. Dieses Werk sollte eines Tages zu den größten unterirdischen Produktionsanlagen Deutschlands gehören. Ausbau bzw. Erweiterung der Mine sowie Einrichtung der Maschinen dauerten über die Sommermonate hinweg an und die ersten Triebwerke konnten das Werk dann im Oktober 1944 verlassen. Hauptsächlich wurden hier Triebwerke für Flugzeuge des Typs Messerschmitt ME 109 produziert.

Es war geplant, monatlich 500 neue Triebwerke zu bauen und zusätzlich 350 gebrauchte aufzubereiten und auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.

Die militärische Lage sowie Versorgungsprobleme stoppten die Produktion im März 1945 nachdem die 330 m. lange Eisenbahnbrücke über den Neckar gesprengt worden war.

Die Fabrik wurde infolgedessen evakuiert.

Als die Amerikaner hier Anfang April 1945 eintrafen, fanden sie lediglich eine verlassene Fabrik vor.

Nach dem Krieg gehörte Baden-Württemberg zur amerikanischen Besatzungszone. Auf Veranlassung der Amerikaner wurden die meisten der noch vorhandenen Maschinen als Reparationsmasse in die Sowjetunion verschifft.

Im Jahr 1971 wurden dann auch die letzten Reste der Eisenbahnbrücke entfernt und 1999 eine Gedenkstätte mit Ausstellung eröffnet – zur Erinnerung an die 250 Zwangsarbeiter, die hier ihr Leben ließen.