Knickebein war das erste von deutscher Seite entwickelte Verfahren zur Zielfindung, das auch bei Nacht oder bei schlechter Sicht Präzisionsbombenangriffe gegen England ermöglichte.
Eine Funkwelle von etwa 30 MHz wurde direkt auf das Ziel ausgerichtet, und die Bomberbesatzungen konnten über ihr Funkgerät im Cockpit hören, wenn sie auf dem richtigen Kurs waren. Erreicht wurde dies durch zwei sich überlappende Funkwellen, wodurch es möglich wurde, die Entfernung zum Ziel zu bestimmen. Bei einer Entfernung von 250 km zum Ziel, konnte dieses mit einer Genauigkeit von +/- 1.500 Metern getroffen werden.
Im Juni 1940 fassten die Briten ein Signal auf, das an den Rolls-Royce-Fabriken in Derby vorbeiging. Der anschließende Bombenangriff auf die Fabrik bestätigte schließlich, was die britische Abwehr bereits befürchtet hatte. Als Reaktion hierauf begannen die englischen Funkstationen später im gleichen Jahr das deutsche Signal zu stören und behinderten so die deutsche Luftwaffe bei ihren Bombenangriffen. Als deutsche Gegenmaßnahmen hierauf wurde beispielsweise das Signal erst dann aktiviert, wenn sich die Bomber bereits in der Nähe des Ziels befanden oder es wurden ein oder mehrere falsche Ziele mit Funksignalen belegt.
Im gleichen Zeitraum begannen die Deutschen mit einem präziseren System zu arbeiten, das gleichzeitig auch schwieriger zu stören war: das X-Gerät.
Die Überreste der Knickebein-Funkmessanlage sind heute noch sehr gut erkennbar, aufgrund des Rings, auf dem die Antenne installiert war.
Insgesamt wurden in ganz Europa 13 solcher Funkfeuer gebaut, wobei nur die Anlage auf Sizilien nie zum Einsatz kam:
Klepp - Norwegen - 22 km süd-südwestlich von Stavanger
Stollberg - Deutschland - 3 km nordwestlich von Bredstedt
Julianadorp - Holland - südwestlich von Den Helder
Kleve-Materborn - Deutschland - 58 km nordwestlich von Duisburg
Bergen op Zoom - Holland - 50 km südwestlich von Rotterdam
Mont Violet - Frankreich - 13 km südostwärts von Boulogne
Greny - Frankreich - 16 km nordostwärts von Dieppe
Mont Pinçon Nord Le Plessis-Grimoult - Frankreich - 30 km südwestlich von Caen
Beaumont - Frankreich - 16 km nordwestlich von Cherbourg
Sortosville-en-Beaumont - Frankreich - 25 km südwestlich von Cherbourg
Saint-Fiacre in Plestin-les-Greves - Frankreich - 17 km nordostwärts von Morlaix
Maulburg - Deutschland - 8 km nordostwärts von Lörrach
Noto - Italien - 27 km südwestlich von Syrakus (nicht abgeschlossen)