Anfang 1944 hatten die Alliierten die Lufthoheit über Deutschland erlangt und flogen nahezu täglich Luftangriffe auf die großen deutschen Industriestädte. Um dennoch die Fortsetzung der Produktion zu gewährleisten wurden Teile der deutschen Kriegsproduktion in neue oder bereits bestehende unterirdische Anlagen im Süden und Westen Deutschlands verlagert. Da der Platzbedarf die ursprünglichen Erwartungen übertraf wurden auch bombensichere Bunker und Tunnels in die Produktionsverlagerung einbezogen.
In Schwelm bei Wuppertal gab es einen Eisenbahntunnel mit zwei parallelen Röhren (Linderhauser Tunnel). Die eine war 935 Meter lang die andere 742 Meter. Im Sommer 1944 wurde dort mit den Arbeiten für eine neue unterirdische Fabrik begonnen. Die Bauarbeiten dauerten 3 Monate. Die Gleise wurden entfernt und ein Betonboden eingezogen. Unter der Decke der 935 Meter langen Ost-Röhre wurde ein Schwerlastkran installiert und eine Lüftung eingebaut. Die zweite Tunnelröhre diente als Abstellfläche.
Unter dem Decknamen“ Meise 1“ fungierte der Tunnel nun als Flugzeugreparaturbetrieb der Firma Gottlob Espenlaub, die mit dem Tunnel insgesamt 4 Werke in Wuppertal und Umgebung betrieb und dort bis zu 2253 Personen beschäftigte, darunter zahlreiche Zwangsarbeiter. Der Eisenbahntunnel bei Schwelm war bis zu 1000 Mitarbeiter vorgesehen. Tatsächlich wurde diese Zahl aber offenbar nicht erreicht. Monatlich wurden bis zu 100 Flugzeuge vom Typ Focke Wulff 190 in dem Tunnel repariert.
Der Reparaturbetrieb lief bis zum März 1945 ohne Unterbrechung. Nach dem Krieg wurden die Produktionsanlagen zurück gebaut und neue Gleise verlegt sodass der Tunnel wieder für den Bahnbetrieb genutzt werden konnte. Die östliche Röhre wird heute von der S-Bahn Linie zwischen Wuppertal und Hagen befahren. Die westliche Röhre wird heute nicht mehr benutzt.
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