Flugzeugfabrik Leonberg - Reiher

Zu beginn des Jahres 1944 hatten die alliierten die Lufthoheit über Deutschland errungen.

Durch die Bombardierung der deutschen Industriestädte kam es fast täglich zu Produktionsausfällen.

In dem bemühen sicherzustellen, dass die Produktion fortgesetzt werden kann, wurde ein teil der deutschen Rüstungsindustrie in bestehende oder neue Tunnel bzw. Stollen im südlichen Deutschland verlegt.

Der bedarf an raum war viel größer an bombensicheren Bunkern und Stollen, das bestehende Straßentunnel auch in betrieb genommen wurden.

In der nähe der Stadt Leonberg war der Engelberg-Tunnel im Herbst 1938 als erster Tunnel, der für die deutsche Autobahn gebaut wurde, eingeweiht. Der Tunnel bestand aus zwei röhren aus jeweils 1.400 m. länge und einer höhe von 12,6 m. sowie einer breite von 13,5 m.

Im Frühjahr 1944 begann der Ausbau des Tunnels mit eine zusätzlichen Etage, womit die Gesamtzahl der produktionßäche auf 11.000 m².

Alle militärischen anlagen, die in Tunneln platziert waren, wurde Vogel Namen als Codenamen vergeben. Der Autobahn Tunnel bei Leonberg erhielt den Codenamen Reiher.

In den beiden Tunnels wurden Flügel für Kampfjets vom typ Messerschmitt Me 262 hergestellt. Neben deutschen Arbeitern und Spezialisten von Messerschmitt bestend die Belegschaft vorwiegend aus Zwangsarbeitern, die vor allem aus dem KZ Dachau bei München kamen. Des weiteren wurde auf der Baustelle ein Arbeitslager errichtet, wo die Arbeiter unter erbärmlichen Bedingungen lebten.

Die fertigen Flügel wurden zu einem vorübergehenden Montagewerk in den Wald auf dem Flugplatz Leipheim transportiert. Der plan war, dass die Montage später in einem Bunker stattfinden würde.

Die Montage des Kampfjets Me 262 wurde in Landsberg, Codename Weingut II - Waldwerk, durchgeführt. Es sah die Errichtung mehrerer Bunker vor, die der deutschen Flugzeugfabrikation ("Me 262" im rahmen des "Jägerprogramms") Schutz gegen luftangriffebieten sollten. Von den drei in angriff genommenen  Bunkern "Weingut II", "Walnuß II" und "Diana II", wurde lediglich “Weingut II”, vier km. nordwestlich von Landsberg, nahezu vollendet und 1959 als "Iglinger Bunker" der Bundeswehr übergeben, die ihn als "Luftwaffenwerft 31" nutzt.

Die sanitären Verhältnisse in den Tunneln und dem Lager war katastrophal. Sie enthielt keine Heizung, kein fließendes Wasser oder Toiletten und die Arbeiter, die krank wurden, wurde zurück nach Dachau geschickt und durch neue ersetzt.

Nach dem krieg wurde eine Tunnelröhre 1950 für den allgemeinen verkehr wieder eröffnet und die zweite röhre folgte im Jahr 1960. Im Jahre 1999 eröffnete ein neuer Tunnel südlich von dem alten Tunnel und der ursprüngliche Tunnel war so zerbrechlich, dass er geschlossen werden musste.

Heute ist nur über 20 Meter des alten Tunnels als Gedenkstätte für die 389 Zwangsarbeiter, die in Leonberg starben, erhalten.