Festung Le Havre

Le Havre, an der Ostseite der Seine-Bucht gelegen, wurde von den Deutschen im Mai 1940 besetzt. Die Stadt war seit Jahrhunderten eine strategisch wichtige Hafenstadt und besaß mehrere französische Befestigungsanlagen, die von der Deutschen Wehrmacht und der Kriegsmarine übernommen wurden.

Schon bald begannen die Deutschen mit einem massiven Ausbau des Hafens, wozu vor allem ein großer Bunker für die Räumboote gehörte. Le Havre sollte eine wichtige Rolle spielen in der bevorstehenden Invasion Englands und die deutsche Besatzung lag zeitweise bei 40.000 Mann.

Im Verlauf des Krieges kam Le Havre mehr und mehr eine defensive Rolle zu und infolgedessen wurden sehr viele Flugabwehrgeschütze um die Stadt herum in Stellung gebracht.

Im Sommer 1943 begannen die Deutschen im Rahmen der Verteidigungsmaßnahmen von Le Havre mit dem Bau einer Küstenbatterie. Diese Marineküstenbatterie Vasouy sollte die Stadt vor einem Angriff aus dem Westen schützen.

Als Bewaffnung kamen moderne 155 mm. Kanonen von Krupp zum Einsatz. Drei der Geschütze kamen in Geschützbunker, das vierte kam in eine offene Stellung. Der Befehlsstand lag etwas weiter zurück und war von Flak-Stellungen und Bunkern für die Nahverteidigung umgeben. Im August 1944 wurde die Geschützbatterie aufgegeben und die Soldaten wurden verlegt nach Le Havre, um bei der bevorstehenden Verteidigung der Stadt verfügbar zu sein. Nach dem Krieg wurde einer der Geschützbunker gesprengt.

Unmittelbar nördlich der Stadt begannen die Deutschen im September 1943 mit dem Bau einer schweren Geschützbatterie, der Batterie La Corvée, die mit drei 380 mm-Geschützen bestückt werden sollte. Diese Geschütze stammten von dem französischen Schlachtschiff „Jean Bart“ und waren vom gleichen Typ wie diejenigen, die in der M.K.B. Nötteröy im Oslo-Fjord verwendet werden sollten. Die schweren Erdarbeiten beim Bau der großen Geschützbunker (S536) wurden zwar von Anfang an vom britischen Geheimdienst beobachtet, aber um größtmöglichen Schaden zu verursachen, wartete man mit der Bombardierung der Anlage. Der Befehlsstand wurde auf den Klippen westlich der Batterie errichtet. Im April 1944 flog die Royal Air Force in Vorbereitung der alliierten Landung in der Normandie einen Angriff mit 60 Bombern gegen die Batterie und einen weiteren Anfang Mai mit 40 Maschinen. Bei diesem Angriff traf eine der Bomben den nördlichsten Geschützturm und machte ihn unbrauchbar. Anfang Juni, wenige Tage vor der Landung in der Normandie, erfolgte ein weiterer Bombenangriff, an dem 50 Bomber beteiligt waren.

Am 14. Juni 1944 bombardierten über 200 Lancaster-Bomber den Hafen von Le Havre. 22 der Flugzeuge waren mit Tallboy-Bomben beladen, die gezielt den großen Bunker für S-Boote angriffen. Der Bunker erhielt mehrere Treffer, wobei eine der Bomben die Bunkerdecke durchschlug und die Anlage teilweise zum Einsturz brachte.

Als britische Truppen im September 1944 die Stadt einnahmen, konnten sie feststellen, dass die vielen Bombenangriffe die deutschen Aktivitäten tatsächlich zum Stillstand gebracht hatten, einschließlich den Bau der Batterie Le Corvée.

Le Havre lag in Trümmern und gehörte zu den französischen Städten, die die höchsten Verluste an Menschenleben während der alliierten Bombenangriffe zu beklagen hatten. Über 5.000 Zivilisten waren getötet worden und mehr als 80.000 waren obdachlos geworden.